Blume des Jahres: die Einbeere

Blume des Jahres: die Einbeere

Einbeere
Die blauschwarze Frucht gab der Einbeere ihren Namen. (Foto: Udo Steinhäuser)
Einbeere
Einbeeren am Rheinsberger Rhin.

Mit der Vierblättrigen Einbeere (Paris quadrifolia) fiel die Wahl zur Blume des Jahres auf eine charakteristische Auenwaldart. Die Loki-Schmidt-Stiftung möchte mit dieser Wahl auf den Schutz von naturnahen und historisch alten Wäldern aufmerksam machen. Die Einbeere breitet sich nur langsam aus, sodass sie viel Zeit zur Besiedlung neuer Waldstandorte benötigt und auf den langfristigen Schutz ihres Lebensraumes in alten Wäldern angewiesen ist.

Quirlige Blattanordnung

Die Wuchsform der Einbeere ist außergewöhnlich: An einem bis zu 40 Zentimeter hohen Stängel wird ein Quirl mit vier Blättern gebildet. Nach der Blütezeit im Mai bildet sich hier eine blauschwarze Beere, in der die Samen enthalten sind. Vögel fressen die Beeren und scheiden die Samen an anderen Standorten wieder aus. So kann sich die Einbeere ausbreiten.

Unterirdisches Netzwerk

Unter der Erde bildet die Einbeere lange Sprossenausläufer mit denen die Stängel verbunden sind. Um gut wachsen zu können geht die Einbeere eine Symbiose mit Pilzen ein. Diese setzen sich an den Wurzeln fest und versorgen die Pflanze mit Nährstoffen und Wasser. Im Gegenzug erhalten die Pilze Kohlenhydrate, welche die Einbeere durch Fotosynthese herstellt. Die Einbeere gehört zu den Frühlingsblühern und nutzt das Licht, bevor das Laub der Bäume den Waldboden verschattet.

Achtung, giftig!

Alle Teile der Einbeere sind giftig, besonders die dunkelblaue Beere. Der Verzehr führt zu Erbrechen und Durchfall. Der Einbeere wurden früher auch Zauberkräfte zugesprochen. Im 14. Jahrhundert wurde sie als „Pestbeere“ in Kleider eingenäht und am Körper getragen, in der Hoffnung, dass sie vor der Pest schützen möge. Außerdem gab es den Aberglauben, dass die Pflanze Menschen von Dämonen befreien könne.

Bedrohter Lebensraum, bedrohte Pflanze

Schattige Bereiche und feuchte, nährstoffreiche Böden sind der bevorzugte Standort der Einbeere. Neben Auenwäldern kommt sie auch in Eichen-, Buchen- und Nadelmischwäldern vor. Da naturnahe, feuchte Wälder oft entwässert werden um sie wirtschaftlich zu nutzen und so immer seltener werden, ist die Einbeere in mehreren Bundesländern, darunter Brandenburg, mittlerweile eine gefährdete Pflanzenart.

Im Rahmen unseres Projektes sollte die Einbeere auf ausgewählten Flächen wiederangesiedelt werden. Die von uns mit der Wiederansiedlung beauftragte Firma Nagola Re hat dafür Samen wilder Einbeeren gesammelt und anschließend versucht diese zum Keimen zu bringen. Die Einbeere gehört zu den Kaltkeimern, das heißt, dass die Samen längere Zeit kälteren Temperaturen oder Frost ausgesetzt sein müssen um keimen zu können. Obwohl die Samen vier Wochen in einer Kältekammer (4° C) verbracht haben, sind daraus leider keine Pflanzen gekeimt. Natürlicherweise werden die Samen durch Tiere verbreitet indem sie von ihnen gefressen werden – folglich passieren sie vor der „Aussaat“ den Darm der Tiere. Das Fehlen dieses Prozesses könnte eine Erklärung für den ausgebliebenen Erfolg sein. Fazit des Wiederansiedlungsversuchs ist in jedem Fall, dass die Wildpopulationen der Einbeere umso mehr geschützt und erhalten bleiben müssen, da eine künstliche Vermehrung eine schwierige Angelegenheit darstellt.

Das Projekt LIFE Feuchtwälder

In einem EU-LIFE-Projekt widmete sich die Stiftung Naturschutzfonds Brandenburg von 2014 bis 2023 dem Erhalt und der Wiederherstellung von Auen- und Moorwäldern.

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Ansprechpartner:              Michael Zauft (Projektleitung)

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